Schule 2007
SZ 03.04.07 „Berufsmesse mit Rekordbeteiligung“
SZ 12.04.07 „…Desinteresse …“
Anfang April berichtete die SZ über die 4. Berufs-informationsmesse in Bad Bramstedt, die sich inzwischen mit mehr als 60 Ausstellern zu einer der größten Messe Norddeutschlands entwickelt habe. Mit dem Titel: „Das kann doch nicht wahr sein!“ beklagte der Redakteur Bernd-Michael Domberg in seinem Kommentar das offensichtliche Desinteresse der beiden wichtigsten Bramstedter Schulen. Diesem widersprach die Konrektorin der Hauptschule Beate Albert in einem scharfen Leserbrief. Dabei wies sie auf die vielfältigen, berufskundlichen Lernangebote ihrer Schule im WiPo-Unterricht und auf die ständige Begleitung durch die Agentur für Arbeit hin. Auch wäre die Elternschaft mit einem „schulüblichen Elternbrief“ informiert worden – leider ohne große Resonanz. Wie groß war denn die Resonanz im Kollegium ihrer Schule? Darüberhinaus beklagte Frau Albert die im „Einzelkampf“ geführte mühsame Suche nach Praktikumsplätzen. Hätte nicht gerade eine Schulveranstaltung „Messebesuch“ da einfacher und erfolgreicher sein können?
Enja Riegel hat bewiesen: „Schule kann gelingen“, und das gelingt am besten gemeinsam! Dazu muss sie aber raus aus ihrem Schmollwinkel. Statt mit Info-Briefen „Schwarze Peter“ an andere weiterzureichen, wären öffentlichkeitswirksame Publikationen durch Flyer, Plakate, Pressemitteilungen nötig gewesen. Hätten diese nicht auch von einer Hauptschule im Unterricht und als „Hausaufgaben“ erstellt werden können?
Schlimmer jedoch als die versteckte Schuldzuweisung an die Eltern ist die offene Kritik an dem kritischen Journalisten. Da bezweifelt eine stellvertretende Schulleiterin dessen journalistische Qualifikation, weil er in einem Kommentar seine Meinung frei äußert. Sollen Schulen unsere Kinder nicht auf ein Leben in Freiheit und Demokratie vorbereiten, in der die freie Meinungsäußerung für jeden als unverzichtbares Grundrecht festgeschrieben ist? Mit Lehrkräften, die dabei andere wegen angeblich mangelhafter Kompetenz disqualifizieren? Konnte denn der Inhalt des Kommentars sachlich widerlegt werden? Wieviel Lehrer und Schüler der Hauptschule waren denn bei der BIM?
Wie auch immer, eines sollten Schulen aus dem SZ-Artikel, Kommentar, Leserbrief und der Messe lernen können: Sie sind zumindest mitverantwortlich dafür, ob ihre Schüler nur für die Schule oder fürs Leben lernen. Und es wird allerhöchste Zeit, dass sie darüber Rechenschaft ablegen, nicht nur vor Gott, sondern auch vor den Menschen! Öffentlich!
LN 22.03.07 „UNO rüffelt deutsche Schulen“
Die UNO rüffelt unsere deutschen Schulen … und unsere Geistesgrößen halten dagegen. Allen voran unsere Bundes-Bildungsministerin Annette Schavan. Demnach sind unsere Schulen „ein deutsches Erfolgsmodell“! Frage, für wen? Anwort: Für unsere gymnasial gebildete Oberschicht! So hält man/frau sich nämlich die Konkurrenz vom Leib, kann sich weiter ungestört als Gutmensch fühlen: leistungsfähig und leistungswillig. Und außerdem – es kann doch nicht jeder studieren. Wer backt denn sonst unsere Brötchen? Im globalen Wettbewerb können wir die fehlenden Ingenieure ja billiger im Ausland „einkaufen“.
Im Tausch gegen „Straßenfeger“ aus Deutschland, die in unserem Erfolgsmodell „deutsche Schule“ benachteiligten, erfolglosen Schüler?
LN 20.03.07 „Unterhalt … nicht arbeitende Mütter“
In der Diskussion um das neue Unterhaltsrecht mahnte der CDU-Politiker Bosbach: „Ehefrauen, die sich für die Erziehung von Kindern zu Hause entscheiden, dürfen nicht weiter benachteiligt werden.“ Und die Sprachgewaltigen in den LN titeln daraus:“…nicht arbeitenden Mütter“. Ja wo leben wir denn?
Seit PISA diskutiert ganz Deutschland über eine qualifizierte Betreuung unserer Kinder in KiTas und Schulen. Die kostet und kann kaum bezahlt werden. Wenn Mütter das aber traditionell daheim erledigen, ist das nicht einmal „Arbeit“. „Das bisschen Haushalt …, sagt mein Mann!“ Ist das als Dienstleistung etwa nicht im „BIP-Bruttoinlandsprodukt“ registriert (Summe aller Güter + Dienstleistungen)? Oder wird das etwa nicht als „Ehrenamt“ mit entsprechender Mehraufwands-Entschädigung honoriert? Ist das vielleicht privates Mütter-Freizeitvergnügen, dass „Vater Staat“ sich mangels Masse nicht leisten kann und dementsprechend von seinen „Söhnen“ demnächst ebenfalls nicht mehr fordern wird? Müssen wir Mütter für ein bisschen Anerkennung und Respekt in dieser Gesellschaft erst auf eine neue Regierung warten, die „Mütterkreuze“ verteilt?
SZ 14.03.07 „Landtag macht sich für Kinder stark“
Der Landtag macht sich für Kinder stark – und das ist gut so. Denn Kinder brauchen starke Helfer. Aber … begründet wird diese Forderung immer wieder mit „starken Elternrechten“. Kinderrechte sollen da sozusagen ein Gegengewicht sein. Müssen denn unsere Kinder durch „Vater Staat“ vor ihren Eltern geschützt werden? Brauchen wir nicht statt besserer Gesetze nur bessere Anwendungen?
Nun, in Schulen schützt „Vater Staat“ unsere Kinder tagtäglich vor ihren Eltern. Denn da hat er das angeblich starke Erziehungsrecht der Eltern einfach außer Kraft gesetzt. (SH-Schul-G. § 147, „Einschränkung von Grundrechten“). Schützt das unsere Kinder vor seelischer Vernachlässigung, geistigem Verhungern, Massenmord von Zukunftschancen … in Schulen?Immerhin, Tausende eines Jahrgangs werden am Ende ihrer Schulzeit nicht selbstbestimmt das Leben freier BürgerInnen führen können, sondern nach jahrelanger Schulpflicht und elterlichen Abhängigkeit in die von „Vater Staat“ rutschen. Eine Verbesserung?
Vor Jahren machte ich einmal als Mutter in einer Grundschule dieses Landes den Vorschlag, das UNICEF-Plakat „Die Rechte der Kinder“ in der Pausenhalle aufzuhängen. Die Antwort darauf ist mir heute noch in Erinnerung: „Die kennen ihre Rechte doch besser als ihre Pflichten!“ Was nützen Kinderrechte in der Verfassung, wenn sie nicht einmal in den Pausenhallen unserer Schulen ausgehängt werden dürfen?
LN 8.3.07 „Kuschelschule … Schmusezeugnis“
Klar wird im Artikel und Kommentar von Curd Tönnemann vor allem eines, in unserem Land gibt es eine gymnasial gebildete Oberschicht, die immer noch nicht begriffen hat, dass unsere gar nicht kuscheligen Schulen unsere Kinder nicht nach Leistungsfähigkeit „selektieren“, sondern nach Geschlecht, sozialem Status und Migrations-hintergrund systematisch diskriminieren – bei gleicher Leistungsfähigkeit!
Mit Schmusezeugnissen für wen?
Weder Noten noch Beurteilungen spiegeln die Leistungsfähigkeit unserer Kinder wider, allenfalls die Qualität des Unterrichts. Die aber hängt entscheidend von der Erwartungshaltung der Lehrer ab, deren Gauß´scher Verteilungskurve im Kopf und vor allem deren „pädagogischem Konzept“. In der postmodernen Rohrstockpädagogik werden Noten nämlich besonders gern zur Disziplinierung eingesetzt. Mit ein paar Strichen am Schreibtisch wird da schon mal eine halbe Klasse verhauen. Wie können wir so 60, 80 oder 90% unserer Kinder zur Hochschulreife bringen – wie andere Länder?
LN 4./5.3.07 „Schul-Wettstreit … aber bitte fair“ Interview mit Axel Bernstein (MdL/SH)
„Schul-Wettstreit ja, aber bitte fair.“ Da nehmen wir doch den Landtagsabgeordneten Axel Bernstein gern beim Wort. Zur Fairness gehört dann aber auch die Aufklärung darüber, wie gnadenlos unfair unser derzeitiges Schulsystem ist. Es diskriminiert nämlich nachweislich nach Geschlecht, sozialem Status und Migrationshintergrund – bei gleicher Leistungsfähigkeit! Probleme damit haben aber selbstverständlich nicht die gymnasial Privilegierten, sondern die Restschul-Diskriminierten. Sollten gebildete „Volksvertreter“ nicht auch deren Interessen vertreten? Dazu gehört dann auch noch die Aufklärung darüber, dass die pro-Kopf-Finanzierung der Schulbildung unserer Kinder nach Schulart erheblich variiert. Ob Grund-/Hauptschule, Realschule, Gymnasium – „Vater Staat“ verteilt seine Gunst da höchst ungleich, bevorzugt offensichtlich die Kinder im Gymnasium. Hätten zukünftige Regional- oder Gemeinschaftsschulen ein Problem damit, mit gleichen Finanzmitteln wie Gymnasien ausgestattet zu werden? Für das Gehalt eines Gymnasial-Lehrers könnten sie dann 1 Hauptschul-Lehrer und 1 Sozial-Pädagogen einstellen.