Schule 2004
taz 20.10.04 „Niemand will von der Welt isoliert sein – wie erkennt man eine Diktatur?“
Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, und dennoch so permanent aktuell wie die Frage vom 20.10.: „Wie erkennt man eine Diktatur?“ Aber muss man oder frau dazu in den Ferien nach Weißrussland reisen?
„In keiner Sekunde fühlt man sich richtig bedroht und dennoch ist es unheimlich, das Fehlen von Flyern, Plakaten, Graffiti.“
Hat der Autor Jochen Schmidt schon mal in die Pausenhallen unserer Schulen geschaut?
Sie eventuell sogar verglichen mit dem, was an den Pinnwänden der Supermärkte oder „ScharzenBrettern“ der Universitäten plakatiert ist? Oder gar selbst versucht z.B. Informationen über die Rechte der Kinder oder mögliche Schülerwettbewerbe auszuhängen?
Schulen verraten da mehr als ihnen lieb ist: die „Zensur“ findet offensichtlich statt und zwar nicht nur in den Klassenarbeiten. Wer und mit welchem Maß misst man/frau die Freiheit in Deutschlands Schulen?
SZ 16.11.02 „Unverdiente Schelte“
Kommentar Thorsten Beck
Richtig Herr Beck, die Schelte hatte der Bürgermeister und Schulverbandsvorsteher Udo Fröhlich nicht verdient. Demnach konnte er die Botschaft der SchülerInnen als Protestnote an den Schulverband weiterleiten. Da sitzen die Verantwortlichen für Zustand und Ausstattung des Schulzentrums – Bürgermeister der Umlandgemeinden, Gemeindevertreter… Viele schon seit Jahren und Jahrzehnten! Wissen die SchülerInnen und deren Eltern wie die Verantwortung fürs Schulzentrum aufgeteilt, weitergereicht und abgegeben wird – an Schulverband/Kommunen, Behörde/Ministerium, Lehrer, Eltern, SchülerInnen?
Richtig finde ich auch, dass Sie den Vergleich des Realschul-Leiters aufgegriffen haben. Hat er als Lehrer darauf hingewiesen, dass es eine gerade Linie gibt zwischen unserm Demo-/Streik-Recht und einem „unangemeldeten Mob-Auflauf“ – Sturm auf die Bastille, Schleswig-Holsteinische Erhebung, Arbeiterbewegung des 19.Jahrhunderts, „Wir sind das Volk“-Proteste zur Wiedervereinigung …?
Verhinderten Anmeldung und Organisation „Krawalle in Kiel“, „Ausschreitungen in Genua“ …? Verdienen die HauptSchülerInnen nicht vielmehr Lob für ihr politisches Engagement und Anerkennung für ihre selbständige, relativ friedliche Massenbewegung – trotz Jugend, Unwissenheit und Unerfahrenheit?
Immerhin genügten sie mit ihrer Aktion internationalen PISA-Anforderungen an „Kreativität, Handlungsorientierung, problemlösendem Anwendungsbezug“. Ihnen ist spontan gelungen, woran Eltern seit Monaten mühsam herumwerkeln. Selbst nach Anschreiben an alle Schulen Schleswig-Holsteins hatten die landesweiten, schulartübergreifenden Demos der ElternInitiative „Bildungswüste Grundschule“ in Kiel nicht mehr TeilnehmerInnen.
Hier zeigt sich die Verantwortung der Elternvertretungen: denn werden „Info-Defizite“
nicht auch instrumentalisiert, um Eltern und SchülerInnen massenweise rauszuhalten
– aus Meinungsäußerung und Mitbestimmung in Schleswig-Holsteins Schulen?